
Rückenschmerzen bei Blasenentzündung: Was bedeutet das?
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie & Dr. med. Sonia Trowe, Ärztin
Eine akute Blasenentzündung (Zystitis) geht oft mit typischen Symptomen einher: Brennende Schmerzen beim Wasserlassen, starker Harndrang und trüber oder blutiger Urin. Manchmal treten aber auch Rückenschmerzen auf, die auf eine Ausbreitung der Entzündung in die Nieren hinweisen können.
Keime wandern von der Blase zur Niere
Eine Entzündung der Blase kann entstehen, wenn Bakterien wie Escherichia coli über die Harnröhre in die Blase eindringen. Eine solche Harnwegsinfektion kann sehr unangenehm sein, bleibt aber meist auf die Blase beschränkt und heilt nach einigen Tagen wieder ab. Unterstützend können Hausmittel oder pflanzliche Arzneimittel eingesetzt werden, gegebenenfalls können auch Antibiotika zum Einsatz kommen.
Manchmal kann sich diese Entzündung von der Harnblase auf die darüber liegenden Harnwege ausbreiten. Die Keime steigen dann in die Harnleiter und schließlich in die Nieren auf. Die Folge: eine akute Nierenentzündung, genauer gesagt eine Nierenbeckenentzündung.
Wichtig: Dabei ist nicht immer eine spürbare Blasenentzündung vorab vorhanden – manchmal verläuft die Infektion so mild oder ohne typische Beschwerden, dass Betroffene gar nichts davon bemerken. Dennoch können die Keime weiter in Richtung Nieren aufsteigen und dort eine Entzündung auslösen.
Symptome einer Nierenbeckenentzündung: Rückenschmerzen und Co
Da die Nieren in der Nähe des Rückens liegen, sind seitliche Rückenschmerzen ein häufiges Zeichen dieser Erkrankung. Genau genommen handelt es sich aber um Nierenschmerzen, die lediglich aufgrund der Lage der Nieren in den Rücken ausstrahlen. Betroffen ist vor allem der untere bis mittlere Rückenbereich. Die Schmerzen können einseitig oder beidseitig auftreten, je nachdem, ob nur eine oder beide Nieren betroffen sind, und leicht bis heftig ausgeprägt sein.
Neben den Rückenschmerzen kann eine Infektion des Nierenbeckens mit weiteren typischen Symptomen einhergehen. Dazu zählen:
- allgemeine Krankheitszeichen einer Infektion wie hohes Fieber, Schüttelfrost und Kreislaufbeschwerden
- Anzeichen einer Blasenentzündung (Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang bis hin zur Inkontinenz, blutiger und/oder trüber Urin)
- Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Brechreiz und Durchfall
Wichtig zu wissen: Es müssen nicht alle diese Symptome zusammen auftreten, um die Verdachtsdiagnose Nierenbeckenentzündung zu stellen. Auch die typischen Beschwerden einer entzündeten Blase müssen nicht unbedingt vorhanden sein. So kann die Nierenerkrankung auch ganz ohne weitere Symptome wie Brennen beim Wasserlassen, Harndrang oder ähnliches auftreten.
Verdacht auf Nierenbeckenentzündung: Ab zum Arzt!
Eine Entzündung des Nierenbeckens ist eine ernste Komplikation der Zystitis und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn Sie Beschwerden haben, die auf eine aufsteigende Harnwegsinfektion hindeuten, sollten Sie so rasch wie möglich einen Arzt aufsuchen. Denn ohne Behandlung besteht die Gefahr, dass sich die Keime über die Blutbahn weiter im Körper ausbreiten und zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen.
Untersuchungen bei Nierenbeckenentzündung
Besteht der Verdacht auf eine Nierenentzündung, wird Ihr Arzt verschiedene Untersuchungen einleiten. Es wird eine Urinuntersuchung durchgeführt, bei der weiße Blutkörperchen, Bakterien und manchmal auch Blut im Urin nachzuweisen sind. Außerdem wird eine Blutprobe entnommen, um nach Entzündungszeichen zu suchen. Gegebenenfalls wird die Diagnostik durch weitere Untersuchungsverfahren, wie z. B. ein Ultraschall der Nieren oder eine Computertomographie (CT), ergänzt.
Behandlung: Antibiotika als Mittel der ersten Wahl
Bei einer Zystitis kann man oft mit Hausmitteln gute Erfolge erzielen und muss nicht immer auf Antibiotika zurückgreifen. Eine Entzündung des Nierenbeckens erfordert dagegen eine intensivere Behandlung. Da eine solche Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen kann, sind Antibiotika zur Abtötung der Krankheitskeime in der Regel unerlässlich. Nicht selten muss die Therapie stationär im Krankenhaus erfolgen. Dies ist zum einen notwendig, wenn die Antibiotika als Infusion über die Vene verabreicht werden müssen, zum anderen, wenn der Krankheitsverlauf überwacht werden soll.
Während des stationären Aufenthaltes können die Blut- und Entzündungswerte regelmäßig kontrolliert werden und bei ausbleibender Besserung, z. B. weil die Bakterien gegen das verabreichte Antibiotikum resistent sind, kann die Therapie rasch umgestellt werden. Bei Bedarf können in der Klinik auch schmerzlindernde Infusionen gegeben werden.
Vorbeugung: Wie kann eine Nierenbeckenentzündung vermieden werden?
Wie bereits erwähnt, entsteht eine Nierenbeckenentzündung meist dadurch, dass Bakterien aus den unteren Harnwegen – also der Harnröhre oder Blase – nach oben bis zu den Nieren wandern. Dabei ist nicht immer eine typische Blasenentzündung mit spürbaren Beschwerden vorab vorhanden – manchmal verläuft sie so mild, dass Betroffene sie gar nicht bemerken. Es gilt also: Wenn man einer Nierenentzündung vorbeugen will, sollte man – wenn möglich – am besten keine Blasenentzündung bekommen. Wichtig ist daher, auf eine gute Intimhygiene, ausreichende Trinkmenge und regelmäßigen Toilettengang zu achten. Auch das Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr kann helfen, Bakterien aus der Harnröhre zu spülen, bevor sie weiter aufsteigen.
Darüber hinaus kann eine Entzündung der Harnblase auch durch andere Faktoren begünstigt werden. Hierzu zählen unter anderem bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes, Nierensteine oder Harnabflussstörungen (z. B. durch eine Prostatavergrößerung oder eine Harnleiterenge). In diesen Fällen ist es sehr wichtig, auch die Grunderkrankung zu behandeln, um eine erneute Nierenentzündung zu verhindern. Mit anderen Worten: Diabetes muss beispielsweise medikamentös optimal eingestellt werden und Nierensteine oder Harnabflussbehinderungen sollten beseitigt werden.
Fazit
Rückenschmerzen bei einer Blasenentzündung sollten nicht ignoriert, sondern ernst genommen werden, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Denn die Schmerzen können darauf hindeuten, dass die Nieren von der Infektion mitbetroffen sind. Zögern Sie also bei einem schmerzenden Rücken im Rahmen eines Harnwegsinfektes nicht, einen Arzt aufzusuchen. Er kann die Ursache der Beschwerden abklären und bei einer Nierenentzündung eine entsprechende Behandlung einleiten.
Wichtige Fragen und Antworten im Überblick
Was sind die Anzeichen einer Nierenbeckenentzündung?
Bei einer Infektion des Nierenbeckens können Rückenschmerzen und Fieber auftreten. Zusätzlich können – müssen aber nicht – auch die typischen Symptome einer Blasenentzündung (Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder trüber bzw. blutiger Urin) vorliegen. So kann es durchaus sein, dass nur Rückenschmerzen vorhanden sind, aber keine Symptome einer Blasenentzündung vorliegen. Auch Magen-Darm-Beschwerden sowie allgemeine Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit sind möglich.
Wie behandelt man eine Nierenbeckenentzündung?
Es werden Antibiotika eingesetzt. Je nach Schwere der Erkrankung kann auch ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll sein. Zur Unterstützung der Behandlung sollten Sie sich warmhalten, viel trinken und sich schonen.
Wie kann man einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen?
Die häufigste Ursache für eine Nierenbeckenentzündung ist eine aufsteigende Infektion – das heißt: Die Entzündung entsteht meist, weil sich Keime aus der Blase über die Harnleiter bis in die Nieren ausbreiten. Die beste Vorbeugung gegen eine Entzündung der Nieren ist also, einen Blaseninfekt gar nicht erst entstehen zu lassen. Achten Sie also zur Vorbeugung unter anderem auf eine ausreichende Trinkmenge (zwei Liter über den Tag verteilt) und verzichten Sie nicht aus Zeitgründen auf den Gang zur Toilette; denn in einer vollen Blase gedeihen Keime besonders gut.
Quellen
- Schmelz HU, Sparwasser C & Weidner W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
- Manski D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.