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Aktualisiert am 29.02.2024

Honeymoon-Zystitis – Blasenentzündung durch Sex

Autoren: , Fachärztin für Urologie & 

Der Begriff „Honeymoon-Zystitis“ stammt aus dem englischen Sprachraum und bedeutet nichts anderes als „Flitterwochen-Blasenentzündung“.

Man vermutet, dass diese Bezeichnung Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, wo viele Frauen ihren ersten Geschlechtsverkehr oft erst in der Hochzeitsnacht hatten. Es fiel auf, dass die frischvermählten Damen in den anschließenden Flitterwochen (Honeymoon) häufiger unter den typischen Symptomen einer Blasenentzündung litten als andere Frauen.

Häufiger Geschlechtsverkehr als Auslöser

Heutzutage beschreibt die Honeymoon-Zystitis eine akute Blasenentzündung, die im direkten Zusammenhang mit sexuell besonders aktiven Phasen der betroffenen Frauen steht. Hierbei unterscheiden sich die Symptome (häufiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, Krämpfe und Schmerzen im Unterleib) übrigens nicht von denen einer Blasenentzündung anderer Ursache. Allerdings treten die ersten Anzeichen meist bereits unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr auf, so dass die Verbindung von Sex und akuter Zystitis doch sehr naheliegt.

Risikofaktoren für eine Honeymoon-Zystitis

Eines vorweg: Obwohl die „Flitterwochen-Blasenentzündung“ im direkten Bezug zu einer erhöhten sexuellen Aktivität steht, ist sie dennoch keine Geschlechtskrankheit!

Vielmehr treffen bei dieser Art der bakteriellen Harnwegsinfektion oft sehr unterschiedliche Faktoren gleichzeitig aufeinander. So können bestimmte Begleitumstände (unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Nässe, Unterkühlung etc.) in Kombination mit intensivem Sex bei der Entstehung der Honeymoon-Blasenentzündung eine entscheidende Rolle spielen. 

Warum tritt eine Blasenentzündung nach dem Geschlechtsverkehr auf?

Anders als viele vermuten, liegt das in der Regel nicht an durch den Sexpartner übertragenen Erregern, sondern am Geschlechtsverkehr selbst. Die häufigsten Bakterien, die eine akute Blasenentzündung auslösen, sind die eigenen Darmbakterien.

Durch den geringen Abstand zwischen Darmausgang und weiblichem Intimbereich kann es während dem Sex passieren, dass die Bakterien in die Nähe der Harnröhre gelangen und sich dort weiter ausbreiten und vermehren. Häufiger, intensiver Sex erhöht somit die Wahrscheinlichkeit einer Bakterienübertragung und damit auch das Risiko einer Blasenentzündung.

Wie schnell tritt eine Blasenentzündung nach dem Geschlechtsverkehr auf?

Wann genau und ob überhaupt eine Blasenentzündung nach Geschlechtsverkehr auftritt, hängt von vielen Faktoren ab, deshalb ist eine pauschale Antwort hier nicht möglich. Dass Sex das Risiko für akute Blasenentzündungen erhöht, heißt auch nicht, dass dies bei jeder Frau oder nach jedem Mal Sex der Fall ist, sondern lediglich, dass es danach häufiger passiert.

Wenn einige Darmbakterien beim Geschlechtsverkehr in den Intimbereich gelangt sind und sich dort vermehren, treten die ersten Symptome in der Regel innerhalb der nächsten Tage auf. Bemerkbar macht sich so eine Entzündung dann durch die typischen Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch und Harndrang.

Sind Männer bzw. ihr Sperma die Ursache einer Blasenentzündung?

Nein, Sperma löst keine Blasenentzündung aus und auch der Sexpartner ist eher selten die Ursache. Vielmehr können durch den Geschlechtsverkehr an sich unerwünschte Darmbakterien aus dem eigenen Darmausgang in den Intimbereich übertragen werden.

Deutlich seltener wird eine Blasenentzündung durch Erreger ausgelöst, die vom Partner übertragen werden, möglich ist das jedoch auch. Dann spricht man von sogenannten sexuell übertragbaren Krankheiten, auch STDs genannt. Dazu zählen beispielweise Chlamydien oder Gonorrhoe. In den meisten Fällen äußert sich eine solche Infektion jedoch nicht nur durch die typischen Symptome einer Blasenentzündung, sondern wird noch von weiteren Beschwerden wie Fieber, vaginalem Ausfluss oder starkem Juckreiz begleitet.

Warum treten Blasenentzündung häufiger bei einem neuen Partner auf?

Manchmal kann auch ein neuer Partner mit seiner ganz eigenen Genitalflora das Risiko für einen Harnwegsinfekt erhöhen. Im Vaginalbereich der Frau finden sich im Normalfall verschiedene Bakterien, bekanntester Vertreter sind die Milchsäurebakterien. Zusammen bilden diese die sogenannte Vaginalflora. Diese ist Teil der Schutzbarriere, um das Eindringen krankheitserregender Bakterien zu verhindern.

Auch beim Mann befinden sich auf der Haut und im Genitalbereich „gute“ Bakterien, die Teil des Abwehrsystems sind. Mitunter kann es in der Anfangsphase deshalb sein, dass sich das Immunsystem der Frau erst an die neuen Bakterien gewöhnen muss. Wenn sich das Immunsystem der Frau mit der Zeit angepasst hat, bleiben bestenfalls auch die Blasenentzündungen mit den lästigen Symptomen aus.

Weitere Risikofaktoren

Faktoren, die das Risiko für das Auftreten einer Honeymoon-Zystitis zusätzlich begünstigen können, sind u. a.:

  • ein gereizter Intimbereich
  • eine Veränderung des Scheidenmilieus
  • die Verwendung bestimmter Verhütungsmittel (z.B. spermienabtötende Zäpfchen, Gels oder ein Diaphragma)
  • durch den Partner übertragene Bakterien (z. B. bei chronischer Prostataentzündung)

Durch die mechanische Beanspruchung beim Sex kommt es zu einer unmittelbaren Reizung der Schleimhaut im Intimbereich. Ist dann noch das Scheidenmilieu verändert (z.B. durch Stress, Medikamente, übertriebene Intimhygiene, bestimmte Verhütungsmittel), finden die bakteriellen Erreger ideale Voraussetzungen, um sich lokal auszubreiten und weiter in die benachbarte Blase aufzusteigen. Der akute Harnwegsinfekt ist vorprogrammiert.

Mitunter kommen natürlich auch "normale" Ursachen hinzu. Lesen Sie dazu auch: Ursachen einer Blasenentzündung.

Doch was bedeutet das für die Betroffenen? Müssen Frauen, die für die Flitterwochen-Zystitis anfällig sind, auf häufigen Geschlechtsverkehr verzichten? Welche vorbeugenden Möglichkeiten gibt es?

Honeymoon-Zystitis – man kann vorbeugen

Behandelt wird die Flitterwochen-Blasenentzündung wie andere unkomplizierte Harnwegsinfekte auch. Mehr zur Therapie der Blasenentzündung lesen Sie hier: Behandlung der Blasenentzündung.

Wie kann man eine Honeymoon Zystitis vorbeugen?

Tatsächlich gibt es zur Vorbeugung der Honeymoon-Zystitis einige durchaus effektive Maßnahmen, die betroffene Frauen beherzigen sollten.

Wenn Sie nach dem Sex beispielsweise auf die Toilette gehen, spülen sie mögliche Bakterien, die es in die Harnröhre geschafft haben, gleich wieder aus. So geben Sie den Erregern gar keine Chance, sich ausbreiten zu können. Am besten funktioniert das, wenn Sie vorher ausreichend getrunken haben.

Tipps zur Prävention

Weitere allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung von Blasenentzündungen können Sie hier nachlesen.

Vermeiden Sie falsche Verhütungsmittel

Verzichten Sie auf Verhütungsmittel wie z. B. Diaphragmen (Scheidenpessare) und Spermizide. Sie können sowohl die Harnwege reizen als auch das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen und somit die Ansiedlung von Bakterien begünstigen.

Augen auf bei der Kondomwahl

Verwenden Sie beim Sex möglichst Kondome ohne spermienabtötende Wirkung, da diese den Intimbereich zusätzlich reizen können.

Achten Sie auf eine ausreichende Hygiene

Gerade auf Reisen sollten Sie auf eine gute Hygiene achten. Regelmäßiges und gründliches Waschen der Hände und auch des Intimbereichs hilft die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern.

Geben Sie den Erregern keine Chance sich festzusetzen

Versuchen Sie nach dem Sex auf die Toilette zum Wasserlassen zu gehen. Auf diese Weise werden eventuell übertragene Bakterien zusammen mit dem Urin sofort wieder ausgespült. Kleiner Tipp: Trinken Sie vor und nach dem Sex ausreichend Wasser – dann funktioniert auch das „Pinkeln danach“ besser.

Keine zusätzliche Reizung im Intimbereich

Zu heiß, zu spontan, zu oft – gerade im Urlaub muss beim Thema Feuchtigkeit manchmal ein wenig nachgeholfen werden. In diesem Fall empfiehlt sich die Verwendung von Gleitmitteln auf Wasserbasis. Diese haben den gleichen Effekt, reizen aber die Schleimhaut weniger.

Vermeiden Sie parfümierte Produkte

Gut duftende Pflegeprodukte haben ihren Reiz – leider auch für Ihren Intimbereich. Verwenden Sie für die Intimreinigung daher am besten keine parfümierten Tücher oder Seifen, sondern greifen Sie auf pH-neutrale Produkte zurück. Das schont Ihre Intimflora und verhindert Schleimhautreizungen.

Vorsicht bei bestimmten Sexualpraktiken

Manche Sexualpraktiken begünstigen die Übertragung von Erregern und somit auch die Entstehung einer Blasenentzündung. Um zu verhindern, dass Darmbakterien auf direktem Wege in den Genitalbereich und somit auch in die Blase gelangen, sollte nicht unmittelbar von Anal- auf Vaginalsex umgestiegen werden.
Außerdem sollte vor dem Wechsel immer ein neues Kondom verwendet werden.

Von einer vorbeugenden Einnahme von Antibiotika zur Vermeidung einer Blasenentzündung wird übrigens eher abgeraten. Lediglich in den seltenen Fällen, wo jeder Geschlechtsverkehr zwangsläufig zu einer Blasenentzündung führt, wird gelegentlich auch eine vorübergehende, längere antibiotische Therapie in Erwägung gezogen.

Weitere allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung von Blasenentzündungen können Sie hier nachlesen.

 

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Update 2017. AWMF-Registernr.: 043-044. April 2017
  • Schmelz HU, Sparwasser C, Weidner W. Facharztwissen Urologie (2006). Herausgeber: Springer Berlin, Heidelberg . DOI: https://doi.org/10.1007/3-540-32986-2.
Autor/-in unseres Artikels
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie
Studium
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut
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Medizinische Prüfung des Artikels
Dr. med. Monika Steiner
Medizinisch geprüft von
Ärztin
Studium
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
Berufliche Stationen
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
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Typische Symptome

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Behandlungsmöglichkeiten

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Pflichtangaben

PFLICHTANGABEN

Canephron® Uno Traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung und zur Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden (wie häufigem Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen und verstärktem Harndrang) im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Der Anwender sollte bei fortdauernden Krankheitssymptomen oder beim Auftreten anderer als der in der Packungsbeilage erwähnten Nebenwirkungen einen Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultieren.  Der Anwender sollte bei fortdauernden Krankheitssymptomen oder beim Auftreten anderer als der in der Packungsbeilage erwähnten Nebenwirkungen einen Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultieren. 

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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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