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Aktualisiert am 26.01.2024

Blasenentzündung beim Mann: komplizierter als bei Frauen

Autoren: , Fachärztin für Urologie & 

Blasenentzündungen kommen bei Männern selten vor und müssen gut abgeklärt werden. Anders als manche unkomplizierten Harnwegsinfektionen können sie nicht in Eigenregie behandelt werden, sondern erfordern stets eine Therapie mit Antibiotika.

Trotz längerer Harnröhre

Dass eine Blaseninfektion (Zystitis) bei Männern seltener als bei Frauen auftritt, liegt am unterschiedlichen Aufbau der Genitalorgane beider Geschlechter. Der im Vergleich zu Frauen größere Abstand zwischen Harnröhreneingang und Darmausgang (Anus) schützt Männer vor Schmierinfektionen aus diesem Bereich. Die längere Harnröhre erschwert zudem das Aufsteigen der Keime in die Blase.

Trotz dieser Schutzfaktoren können aber auch Männer Blasenentzündungen entwickeln. Veränderungen der Vorhaut und Geschlechts- bzw. Analverkehr spielen hier zum Beispiel eine Rolle. Mit zunehmendem Alter nimmt im Allgemeinen die Rate bei Männern deutlich zu. Der Grund hierfür ist oft eine vergrößerte Prostata.

Komplizierte und unkomplizierte Entzündungen

Mediziner teilen Blasen- bzw. Harnwegsinfektionen generell in „kompliziert“ und „unkompliziert“ ein. Ist z.B. der Harntrakt anatomisch verändert oder der Abfluss von Urin behindert, gilt eine Blasenentzündung als kompliziert. Auch Erkrankungen wie der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder eine Nierenschwäche können den Verlauf erschweren und müssen bei der Behandlung berücksichtigt werden. Eine Blasenentzündung beim Mann fällt in der Regel unter die Kategorie „kompliziert“,da auch die Prostata mitbeteiligt sein kann.

Typische Symptome: Brennen beim Wasserlassen & Harndrang

Die Symptome einer Blasenentzündung bei Männern ähneln denen bei Frauen. Dazu zählen unter anderem:

  • erschwertes Wasserlassen (Dysurie)
  • Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie)
  • häufiger Harndrang mit kleinen Mengen Urin (Pollakisurie)
  • (häufiges) nächtliches Wasserlassen (Nykturie)

Hinzu kommen Schmerzen bei Druck auf den Bereich oberhalb des Schambeins und Bauchkrämpfe.

Mehr dazu lesen Sie hier: Symptome einer Blasenentzündung.

Solange nur die Blase erkrankt ist, haben Betroffene im Bereich der Nieren keine Beschwerden. Grundsätzlich kann aber jede Blasenentzündung in die Nierenbecken aufsteigen und hier zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) führen. Dabei handelt es sich um ein schwerwiegenderes Krankheitsbild, das meist mit Fieber und Flankenschmerzen einhergeht und immer einer antibiotischen Therapie bedarf.

Häufig: Mitbeteiligung der Prostata

Prostata und Blase hängen anatomisch eng miteinander zusammen. Kein Wunder, dass oft beide Organe von einer Erkrankung betroffen sind. So kann im Rahmen einer klassischen Blasenentzündung eine Prostatainfektion als Komplikation auftreten; andererseits kann eine ursprüngliche Entzündung der Prostata auch Ursache und Auslöser für immer wieder auftretende Harnwegsinfektionen sein.

Bei schweren, fieberhaften Blasenentzündungen kann der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) im Blut ansteigen. Dabei handelt es sich um einen allgemeinen Marker für Prostataerkrankungen, der nicht nur bei Krebs erhöht sein kann. Im Rahmen einer Blasenentzündung gilt ein Anstieg dieses Wertes daher als Zeichen dafür, dass auch die Prostata von der Entzündung betroffen ist.

Besonders wenn Männer häufig Harnwegsinfekte entwickeln, müssen Mediziner an eine chronische Entzündung der Prostata denken. Schmerzen im Beckenbereich und ein stockender, tröpfelnder Harnstrahl („Harnstottern“) können ein weiterer Hinweis hierauf sein.

Komplikation: Überlaufblase

Bei Männern in höherem Alter ist die Prostata außerdem oft vergrößert. Da die Harnröhre direkt durch sie hindurchführt, kann eine vergrößerte Prostata den Abfluss des Urins aus der Blase einengen und behindern. Durch die Anstauung können sich hier ein bis zwei Liter ansammeln. Eine so stark gefüllte Blase kann sehr schmerzhaft sein.

Bei einer solchen Überlaufblase schafft ein Blasenkatheter, der die Blase entlastet, schnell Abhilfe. Die Symptome bessern sich dadurch häufig schlagartig. Der Katheter wird durch die Harnröhre bis in die Blase vorgeschoben und bleibt dort erst einmal liegen. Meist muss der Blasenkatheter eine gewisse Zeit lang getragen werden, zum Beispiel bis neue Prostatamittel Wirkung zeigen oder eine Operation erfolgen kann.

Sonderfall: Entzündung bei Blasenkathetern

Ganz unproblematisch sind Blasenkatheter allerdings nicht. Sie bieten Bakterien einen optimalen Einstieg in die Harnwege. Infektionen können so immer wieder auftreten. Deswegen sind strenge Hygienemaßnahmen sehr wichtig. Bei gehäuft auftretenden Blasenentzündungen müssen gegebenenfalls Antibiotika prophylaktisch gegeben werden, um mögliche Entzündungen vorab zu unterdrücken. In einem solchen Fall sollten Betroffenen von einem Fachmann (Urologen) betreut werden.

Ausschluss sexuell übertragbarer Infektionen der Harnröhre

Generell müssen Ärzte bei Männern, die über Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen klagen, auch an sexuell übertragbare Infektionen denken. Sie kommen gar nicht so selten vor. Typische Bakterien wie Chlamydien oder Gonokokken (Erreger von Tripper) können zu einer Entzündung der Harnröhre führen, die ebenfalls mit Brennen beim Wasserlassen einhergehen kann. Ein Abstrich auf Bakterien hilft hier weiter.

Diagnostik: Untersuchung vom Urin

Harnwegsinfekte bei Männern müssen genau untersucht werden. Neben dem Abfragen der Symptome und der körperlichen Untersuchung gehören eine Analyse des Urins und das Anlegen einer sogenannten Urinkultur dazu. Einfache Urinteststreifen reichen nicht aus.

Beim Anlegen einer Kultur untersuchen Experten, welche Bakterien sich im Urin anzüchten lassen und analysieren in einem zweiten Schritt, welches Antibiotikum den entsprechenden Keim bekämpfen kann. Die Urinkultur gibt somit wichtige Hinweise darauf, ob ein Medikament gegen die Keime hilft oder nicht.

Eine rektale Untersuchung, bei der der Arzt mit dem Finger die Prostata untersucht, zählt ebenfalls zur Basisdiagnostik. Eine geschwollene oder druckschmerzhafte Prostata spricht für ein entzündetes Organ.

Extratests: Ultraschall und Computertomographie

Wenn Infekte immer wieder auftreten oder andere Komplikationen wie eine verschlechtere Nierenfunktion hinzukommen, müssen Ärzte weitere Untersuchungen durchführen. Dazu zählt unter anderem der Ultraschall, mit dem man alle Organe, also Blase, Harnleiter und Nieren, direkt anschauen kann. Im Blut müssen zudem Entzündungs- und Nierenwerte kontrolliert werden.

Treten zusätzlich krampfartige Nierenkoliken auf, kommt gegebenenfalls eine Computertomografie (CT) zum Einsatz. Es kann zum Beispiel Steine in Nierenbecken oder Harnleitern zeigen. Weitere Spezialverfahren wie Blasenspiegelungen oder Kernspinuntersuchungen kommen in ausgewählten Fällen und nur bei bestimmten Fragestellungen in Betracht, nicht aber routinemäßig bei einfachen Blasenentzündungen.

Antibiotika: bei Männern ein Muss

Antibiotika sind bei Infektionen der Harnwege bei Männern unumgänglich. Das gilt sowohl für einfache Blasenentzündungen als auch für Infektionen im Nierenbecken. Häufigster Auslöser ist wie bei Frauen das Darmbakterium Escherichia coli.

Es ist generell wichtig, Antibiotika mit Bedacht einzusetzen und den aktuellen Behandlungsempfehlungen von Experten zu folgen. Resistente Keime, die sich nur noch schwer bekämpfen lassen, nehmen leider weiter zu.

Mehr dazu hier: Antibiotika bei Blasenentzündung.

 

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen. S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen. AWMF-Registernr.: 053-001. July 2018. (DEGAM guideline no. 1).
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Update 2017. AWMF-Registernr.: 043-044. April 2017.
  • Manski, D. Urologielehrbuch (2020).
Autor/-in unseres Artikels
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie
Studium
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut
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Medizinische Prüfung des Artikels
Dr. med. Monika Steiner
Medizinisch geprüft von
Ärztin
Studium
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
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